Gumpen springen im Allgäu

„Gumpen jucken“ – Allgäuer Nervenkitzel im Natur Erlebnisbad Buchenegger Wasserfälle

Das älteste Erlebnisbad Deutschlands liegt bei Oberstaufen im Wald versteckt und hat Tausende von Jahren auf dem Buckel. Der Eintritt ist kostenlos. Schon die Vorfahren der Neandertaler hätten sich hier vergnügt, wenn „Gumpen jucken“ in der Steinzeit eine Freizeitbeschäftigung gewesen wäre. In Oberstaufen hat sich der Gebirgsbach Weißach in Millionen von Jahren in Sandsteinschichten tief eingegraben und zwischen dem „Beton Gottes“, wie man die Formationen aus Nagelfluh nennt, die Buchenegger Wasserfälle geschaffen. Tosendes Wasser ergießt sich auf zwei Terrassen in Pools, die in Allgäuer Mundart als „Gumpen“ bezeichnet werden.

Oberer Buchenegger Wasserfall
Aus 17 oder gar 30 Metern Höhe springen oder „jucken“, wie man im Dialekt sagt, am Wochenende tollkühne junge Männer von Felsabsätzen in diese Pools mit himmlisch frischem Wasser. Sie selbst haben dabei ein höllisches Vergnügen, während Wanderer am Ufer sitzen und Beifall klatschen.

Geheime Gumpen im Allgäu locken Abenteurer an

Allein die Tatsache, dass die Allgäuer Mundart einen eigenen Begriff für solche „Gumpen“ entwickelt hat, zeigt, dass es in der Region viele solcher von der Wasserkraft geschaffenen Becken in Bachläufen gibt. Sie liegen meist versteckt in Schluchten oder unwegsamen Waldstücken, sind nicht mit dem Auto, sondern allenfalls querfeldein zu erreichen und deshalb nur von Wasser, nicht aber von Ausflugsgästen überlaufen. Kinder aus der Umgebung kommen hierher zum Baden, wenn das Wetter entsprechend warm ist. Die Buchenegger Wasserfälle bei Oberstaufen Steibis gehören keineswegs zu diesen Geheimtipps. Sie sind auf jeder Karte eingezeichnet, und Wanderwege sind dorthin ausgeschildert. Vom Ortsteil Steibis aus sind es gut drei Kilometer, von der Haltestelle Brunold beim Gasthaus Hirsch, wo der Bus von Oberstaufen zur Hochgratbahn hält, nur zwei Kilometer hinab ins Weißachtal, das als Naturwaldreservat geschützt ist und Standort seltener Pflanzen darstellt. Auf halbem Weg liegt die Alpe Neu-Kreuth. Der Name erinnert an das oberbayerische Wildbad Kreuth, wo die Bayerische Staatsregierung ihre Klausurtagungen abzuhalten pflegt.

Entdecken Sie das versteckte Naturparadies

Das Oberstaufener „Wildbad“ wartet gut einen Kilometer weiter bei Buchenegg, das schon im Jahr 1540 als Siedlung von Rodungsbauern erwähnt wurde. Die meisten Wanderer, die hier zum ersten Mal herkommen, werden sich ärgern, dass sie zur Brotzeit keine Badesachen in den Rucksack eingepackt haben. Der untere Wasserfall hat einen tiefen Kessel gegraben, der bergwärts von hohen Felswänden umgeben ist und bachabwärts mit seichtem Wasser, Kiesstrand und einem schmalen Ausgang zur weiteren Schlucht aufwartet.

Im flachen Wasser am Auslauf planschen Kinder, werfen Steine und bauen Dämme. In Richtung Wasserfall wird das Becken tiefer. Ein Pool von fast 20 Metern Durchmesser wird auch im Hochsommer kaum wärmer als 16 oder 17 Grad. Ein erfrischendes Bad ist offenbar so verlockend, dass es einigen Besuchern gleichgültig ist, Shorts oder Bikini vergessen zu haben. Kurzatmige Schwimmer in Unterwäsche sind indes nicht die eigentliche Attraktion in diesem Natur-Erlebnisbad Buchenegg. Am Wochenende zieht es wagemutige junge Männer hinauf auf die Felsen oberhalb der Pools. Von dort stürzen sie sich hinab. Die höchste Absprungstelle liegt 30 Meter über dem Wasser. Die Kletterei setzt schon eine Qualifikationshürde. Weit weniger riskant ist die Normalroute der „Gumpenjucker“. Vom Wanderweg aus springt man in den oberen Pool, wo sich das Wasser durch einen schmalen Felsspalt in den unteren Pool ergießt. „Das Wasser ist mehr als fünf Meter tief. Wenn nicht gerade ein Schwimmer in die Quere kommt, ist der Sprung nicht gefährlich“, behaupten die „Jucker“. Die meisten Besucher ziehen es jedoch vor, das Erlebnisbad Buchenegg mit planschenden Kindern, kurzatmigen Schwimmern und tollkühnen Springern ganz entspannt als Zuschauer am Ufer zu genießen.

Vorsicht ist geboten

Trotzdem sind Sprünge in die Gumpen und Kletteraktionen auf den Felsen nicht ungefährlich, es kam auch schon zu mehrere Unfällen in den letzten Jahren. Man sollte sich über die Gefahren vom Gumpen Jucken bei den Buchenegger Wasserfällen bewusst sein.